Auf Anregung von Motek (vielen dank dafür) verfasse ich hier einen Vergleich zwischen dem Ray 7.7 und dem Honda SH350i.
Dieser Vergleich beruht auf meinen persönlichen Empfindungen und Erfahrungen und erhebt keinen Anspruch darauf, dass diese Eindrücke auf jeden zutreffen.
Warum ich den Ray gekauft habe
Im Jahr 2022 stiegen die Benzinpreise in die Höhe, E-Mobilität gewann immer mehr an Bedeutung, und mein VW Passat näherte sich 200.000 km.
Da ich ein teures, vierbeiniges Hobby habe, bin ich auf eine Anhängerlast von 2 Tonnen angewiesen. So entschied ich mich für den Ray, der zu diesem Zeitpunkt die einzige Alternative war.
Mein Pferd steht in Deutschland, und meine tägliche Fahrt zur Arbeit beträgt überwiegend über Land- oder Dorfstraßen etwa 50 km. Ein praktischer Trittbrettroller war daher ideal.
Ein weiterer entscheidender Faktor war, dass man in der Schweiz mit einer vorhandenen Auto-Fahrerlaubnis lediglich einen 12-Stunden-Kurs absolvieren muss, um den 11-kW-Schein zu erhalten. So kaufte ich mir den Ray 7.7 mit Windschild und Topbox als erster in der Schweiz – und das für 11.000 Franken.
Warum ich einen Honda SH350 gekauft habe
Anfang 2024 kam bei mir der Wunsch auf, die 35-kW-Prüfung abzulegen. Deshalb entschied ich mich für einen Honda SH350 aus dem Jahr 2023 mit nur 350 km Laufleistung und inklusive erstem Service für 6.100 Franken.
Mit Honda habe ich jahrelang gute Erfahrungen gemacht, und der Serviceintervall von 12.000 km sowie die solide Garantieleistung überzeugten mich.
Dank des A-Führerscheins konnte ich den Lernfahrausweis beantragen und musste nur noch die Prüfung ablegen. Ein weiterer Grund für den Kauf war die begrenzte Erfahrung mit dem Ray jenseits der 50.000 km-Marke.
Ich wollte eine Alternative, aber auch die Spontaneität, die mir der Honda bietet, war mir wichtig.
Erfahrungen
Die Probleme des Ray möchte ich hier nicht thematisieren – das mache ich an anderer Stelle. Im Alltag ist der Ray trotz seiner Schwächen super. Strecken bis zu 60 km sind mit täglichem Laden auf 80 % problemlos möglich, auch im Winter. Ray empfiehlt, maximal bis 85 % zu laden, und da in der Schweiz außerorts nur 80 km/h erlaubt sind, ist das kein Problem. Auch im Sommer überhitzt der Ray im Alltag nicht.
Ich habe jedoch im Laufe der Zeit festgestellt, dass der Ray vor allem im alltäglichen Gebrauch sinnvoll ist. Für längere Fahrten ist oft zu viel Planung erforderlich, und das kann auf Dauer ermüdend sein. Reichweiten von 100 km sind machbar, 150 km nur bei sehr gemächlicher Fahrweise. Das Laden dauert für 60 % etwa 1,5 Stunden. Bei Autobahnfahrten im Sommer kann es zu Überhitzungsgefahr kommen, was die Leistung, Rekuperation und Ladegeschwindigkeit reduziert.
Hier kam dann der Honda wieder ins Spiel. Überraschend war für mich, wie wenig der Mechaniker am Ray tun darf und wie teuer die wenigen verfügbaren Teile sind.
Der Verschleiß am Pulley durch die Rekuperation ist hoch, und durch die geringe Stückzahl sind die Teile auch teuer. Je nach Fahrprofil können die Servicekosten schnell denen des Honda entsprechen.
Vergleich
Obwohl die Federung des Ray weicher ist, sind Fahrwerk, Bremsen und Handling beim Honda deutlich besser.
Hier merkt man die kontinuierliche Weiterentwicklung besonders gut.
Die 16-Zoll-Reifen des Honda machen das Fahren in Kurven viel angenehmer, und man kann auch problemlos 10 km/h schneller fahren. Den Honda nutze ich nur am Wochenende, daher sammle ich hier noch Erfahrungen hinsichtlich der Servicekosten.
Was mich am Ray fasziniert, ist die Reichweite, die man mit einer 7,7-kWh-Batterie erzielen kann, auch wenn sie stark wetterabhängig ist. Der Honda SH350 schafft mit seinen 9 Litern Tank (90-kWh) etwa 100 km mehr, aber das Tanken geht eben schneller.
Der Elektromotor und die präzise Dosierung des Ray machen Spaß, während mich das Motorengeräusch des Honda nicht sonderlich begeistert.
Kosten
Ich hab ein Kostenvergleich gemacht, siehe Anhang. Der nicht wissenschaftlich fundiert ist.
Bei den Servicekosten handelt es sich um Durchschnittswerte bisherigen Servicekosten beim Ray und beim Honda basieren sie auf Erfahrung der Werkstätten.
Fazit
Viele E-Roller-Hersteller beschränken ihr Marketing auf urbane, städtische Gebiete – und das aus gutem Grund: Die E-Mobilität steckt noch in den Kinderschuhen.
Die Nachteile lassen sich bei Rollern nicht so einfach ausgleichen wie beim E-Auto, und genau hier besteht Entwicklungsbedarf.
ass die Entwicklung langsam in die richtige Richtung geht, zeigt sich am Horwin Senmenti – auch wenn dieses Modell erst noch auf den Markt kommen soll. Der Horwin richtet sich eher an die Zielgruppe alternative für einen Honda Forza 350 oder 750.
Der Ray und ähnliche, leichtere E-Roller sind Alltagsfahrzeuge, aber auf längere Strecken oder für anspruchsvolle Einsätze weniger geeignet.
Der Ray bietet eine beeindruckende fein dosierbare Leistung. Für den Alltag ist er perfekt und ausreichend geeignet, solange man keine größeren bzw. weiteren Ansprüche hat.
Wer jedoch Zweifel hat: Ein Honda SH125 bietet zwar nicht dieselbe Leistung, ist aber vielseitiger und in der Stadt ebenso agil.
Wer die gleiche Leistung möchte, für den ist der SH350 eine klassische Alternative – allerdings ist die Sitzhöhe hier etwas höher.
Den Ray ordne ich eher als Honda SH125 alternative ein.
Elektro trifft auf Klassiker: Zwei Welten, ein Vergleich
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Re: Elektro trifft auf Klassiker: Zwei Welten, ein Vergleich
Hallo,
vielen Dank für diesen Vergleich. Deine Berechnung kann man so verstehen, dass der Ray 7.7 sich ja sogar von den Kosten her rechnet, wenn man ihn länger als 5 Jahre für den Hauptteil der Kilometer nutzt.
Zum Vergleich für den Weg zur Arbeit mit dem PKW, hatte ich hier auch schon einmal vorgerechnet, wie sinnvoll es auch für den CO2-Ausstoss ist, den leichten Elektroroller an Tagen mit schönem Wetter für den Weg zur Arbeit zu nutzen und den alten Diesel-PKW (auch bei mir: zum Ziehen des Anhängers) an Schlechtwettertagen weiter zu nutzen (Gegenüber dem Neukauf und der Nutzung eines Elektroautos, dass ja indirekt auch - und wesentlich stärker als ein Roller - zum CO2-Ausstoß beiträgt).
In der Schweiz, mag die Stromproduktion aber ggf. weniger Kohle-lastig zu sein.
In D ist die Nachschlulung für Autofahrer zur Berechtigung der 125er Roller bis 11kW (wie den Ray 7.7) ja auch unkompliziert; nur die "echten" Motorradfüherscheine gehen ins Geld.
Viele Grüße
Didi
vielen Dank für diesen Vergleich. Deine Berechnung kann man so verstehen, dass der Ray 7.7 sich ja sogar von den Kosten her rechnet, wenn man ihn länger als 5 Jahre für den Hauptteil der Kilometer nutzt.
Zum Vergleich für den Weg zur Arbeit mit dem PKW, hatte ich hier auch schon einmal vorgerechnet, wie sinnvoll es auch für den CO2-Ausstoss ist, den leichten Elektroroller an Tagen mit schönem Wetter für den Weg zur Arbeit zu nutzen und den alten Diesel-PKW (auch bei mir: zum Ziehen des Anhängers) an Schlechtwettertagen weiter zu nutzen (Gegenüber dem Neukauf und der Nutzung eines Elektroautos, dass ja indirekt auch - und wesentlich stärker als ein Roller - zum CO2-Ausstoß beiträgt).
In der Schweiz, mag die Stromproduktion aber ggf. weniger Kohle-lastig zu sein.
In D ist die Nachschlulung für Autofahrer zur Berechtigung der 125er Roller bis 11kW (wie den Ray 7.7) ja auch unkompliziert; nur die "echten" Motorradfüherscheine gehen ins Geld.
Viele Grüße
Didi
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Re: Elektro trifft auf Klassiker: Zwei Welten, ein Vergleich
Hallo Didi
Ja genau aber der Ray muss sich erst beweisen ob er so lange hält bzw. ab wann es sich wirtschaftlich nicht mehr lohnt zu investieren.
Bin ich deiner Meinung. Ich hab mich auch so dran gewöhnt bei jedem Wetter ausser Schnee auf den Roller zu sitzen und loszufahren, für mich passt das sehr gut.
Nur das ich auch im Ausland fahren kann wir unterscheiden da nicht B196 und A1.
Die Kosten für A2 (bei uns A beschränkt) hat mich 50.- für 1x Manövertraining. 1x Fahrstunde 1.5h 160.- Kosten vom Strassenverkehrsamt (Lernfahrausweis und Praktische Prüfung) um die 155.- also Gesamtkosten von 365.- Franken.
Ja genau aber der Ray muss sich erst beweisen ob er so lange hält bzw. ab wann es sich wirtschaftlich nicht mehr lohnt zu investieren.
Bin ich deiner Meinung. Ich hab mich auch so dran gewöhnt bei jedem Wetter ausser Schnee auf den Roller zu sitzen und loszufahren, für mich passt das sehr gut.
Nur das ich auch im Ausland fahren kann wir unterscheiden da nicht B196 und A1.
Die Kosten für A2 (bei uns A beschränkt) hat mich 50.- für 1x Manövertraining. 1x Fahrstunde 1.5h 160.- Kosten vom Strassenverkehrsamt (Lernfahrausweis und Praktische Prüfung) um die 155.- also Gesamtkosten von 365.- Franken.
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