Von 100 auf 0: Bericht über eine 90km Tour
Verfasst: Mi 13. Jan 2021, 15:27
Dieser Tage habe ich bei ca. 5° Grad und Sonnenschein eine Tour von Hamburg-Nord bis Wedel an der Elbe gemacht - das wären, wenn man die Autobahn nutzte, einfache Strecke rund 33km, ich habe aber eine kurvenreiche Rundtour gewählt, die mir Calimoto empfohlen hat, mit ein paar Anpassungen, um besonders schöne Landstraßen und Ecken mitzunehmen, so dass insgesamt rund 90km dabei herauskamen.
Beim Start hatte ich 100%, die Prognose des Bordcomputers, dass ich mit Eco 110km schaffen würde, Sonnenschein und NDR Kultur im Headset, so dass ich zuversichtlich war, eine tolle Erfahrung zu machen.
Was soll ich lange sagen: Die Strecke war traumhaft, aber als die Anzeige bei ca. 60% war und das Ziel noch lange nicht in Sicht, wurde mir doch langsam immer mulmiger zumute. Von diesem Moment an konnte ich das Unternehmen nicht mehr so richtig genießen, denn einerseits wollte ich bewusst mal die Erfahrung machen, die Reichweite voll auszureizen, aber andererseits hatte ich danach noch einen Arbeitstermin, den ich nicht verpassen durfte, und irgendwie hatte ich es unterschätzt, dass 100km fahren auch mit der Silence nicht etwa in 1h erledigt sind, sondern dass es 3x so lange dauert! Ich bin insgesamt also fast 3 Stunden unterwegs gewesen.
Was ich auch nicht bedacht hatte: Den Rückweg hatte ich mehr in direkter Linie und auf schnelleren Straßen konzipiert, was nachträglich erklärte, warum ich in Wedel angekommen, mit nur noch 40% Ladung für den kompletten Rückweg würde auskommen müssen - aber das war mir zu dem Zeitpunkt auch nicht so richtig klar gewesen, so dass ich die wunderschöne Elbe im Sonnenschein auch nicht wirklich genießen konnte, zumal ich inzwischen ahnte, dass ich unter Zeitdruck geraten würde.
Ich hatte mich immer damit beruhigt, dass ich stets etwa 10% Leistungsreserve angezeigt bekam (also z.B. 40km Stecke laut Navigator, aber 44km Potential laut Eco-Modus) - aber irgendwann so bei etwa 30% Akku-Stand war die Reserve auf einmal weg. Und als die Anzeige unter 20% fiel, da befand ich mich auf einmal im negativen Leistungssaldo. Hinzu kam erschwerend, dass jetzt auch noch der Navigator meldete, nur noch 10% Reserve zu haben und sich ständig in eine Modus schaltete, so dass ich kaum noch etwas erkennen konnte (bei 10% Restenergie des Rollers fiel der Navigator dann komplett aus, so dass ich nicht mehr genau sagen konnte, wie viel km noch fehlen und ich eine Zeit lang auch nicht ganz sicher war, wo genau ich mich befand).
Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon längst vermieden, schneller als 60km/h zu fahren, obschon gerade auf dem Rückweg ein großer Teil auf Schnellstraßen stattfand, zu meinem Glück aber extrem wenig befahren, so dass ich zwar nur selten, aber doch immer wieder überholt wurde.
Und schließlich wurde klar: Es würden voraussichtlich 2-3 km fehlen, um bis ans Ziel zu kommen, was besonders bitter war, denn an einer Stelle hatte ich die falsche Abbiegung genommen, war auf eine Schnellstraße gekommen - und genau diese Strecke hatte mich unnötige 1,6 km gekostet...
Was tun? Ich schielte (bereits wieder in urbaner Umgebung zurück) bei einem Halt an einer Ampel auf eine Frau, die vor ihrem Büro im Parterre telefonierte, ob ich sie fragen sollte, den Akku kurz in ihrem Büro aufladen zu dürfen - aber in voller Motorradmontur und zu Zeiten von Covid? Ich traute mich am Ende nicht. Wird schon gut gehen, dachte ich. Vielleicht frag ich ja in meiner Fahrschule nach, an der ich zufällig wenig später vorbeifahren würde, ob ich dort aufladen darf... Als ich dort war (mit nur noch 3%) lag die Fahrschule ganz im Dunkeln bzw. war offenbar geschlossen, keine Chance. Also fuhr ich weiter - inzwischen langsamer als ein Mofa, mit etwa 25-30km/h.
Ungefähr 2,5 km entfernt von zu Hause hatte ich dann die Anzeige 0% - ich rechnete schon damit, mich demnächst dem Gespött aussetzen zu müssen, den Roller zu schieben (oder in voller Montur nach Hause zu joggen, um den Akku mit dem KFZ abzuholen...), aber ich stand ja auch unter Zeitdruck! Also ging es im Schritttempo weiter - zum Glück ganz sachte abschüssig, was dem Roller zu gefallen schien - und mit allerletzter Kraft rollte ich am Ende in den heimischen Carport, wo der Roller üblicherweise steht.
Die letzten 2,5 km etwa habe ich also mit 0% geschafft! Ich denke, ich habe wirklich unverschämtes Glück gehabt und hoffentlich nichts am Akku beschädigt, dadurch, dass ich offenbar die letzte Reserve aufgebraucht habe.
Insgesamt keine besonders angenehme Erfahrung - dabei hätte es eigentlich eine wunderschöne Tour bei traumhaftem Wetter werden können. So bleibt nur das mühsam bestandene Abenteuer in Erinnerung, welches nicht hätte sein müssenmüssen, sowie die Erkenntnis, dass ich bei 5 Grad gerade mal 89 km im Eco-Modus (inkl. Schneckentempo auf den letzten 10km) schaffe.
Und die Frage: Was wäre passiert, wenn ich einfach eine Tankstelle aufgesucht hätte und dort gefragt haben würde, ob ich den Akku aufladen darf?
Beim Start hatte ich 100%, die Prognose des Bordcomputers, dass ich mit Eco 110km schaffen würde, Sonnenschein und NDR Kultur im Headset, so dass ich zuversichtlich war, eine tolle Erfahrung zu machen.
Was soll ich lange sagen: Die Strecke war traumhaft, aber als die Anzeige bei ca. 60% war und das Ziel noch lange nicht in Sicht, wurde mir doch langsam immer mulmiger zumute. Von diesem Moment an konnte ich das Unternehmen nicht mehr so richtig genießen, denn einerseits wollte ich bewusst mal die Erfahrung machen, die Reichweite voll auszureizen, aber andererseits hatte ich danach noch einen Arbeitstermin, den ich nicht verpassen durfte, und irgendwie hatte ich es unterschätzt, dass 100km fahren auch mit der Silence nicht etwa in 1h erledigt sind, sondern dass es 3x so lange dauert! Ich bin insgesamt also fast 3 Stunden unterwegs gewesen.
Was ich auch nicht bedacht hatte: Den Rückweg hatte ich mehr in direkter Linie und auf schnelleren Straßen konzipiert, was nachträglich erklärte, warum ich in Wedel angekommen, mit nur noch 40% Ladung für den kompletten Rückweg würde auskommen müssen - aber das war mir zu dem Zeitpunkt auch nicht so richtig klar gewesen, so dass ich die wunderschöne Elbe im Sonnenschein auch nicht wirklich genießen konnte, zumal ich inzwischen ahnte, dass ich unter Zeitdruck geraten würde.
Ich hatte mich immer damit beruhigt, dass ich stets etwa 10% Leistungsreserve angezeigt bekam (also z.B. 40km Stecke laut Navigator, aber 44km Potential laut Eco-Modus) - aber irgendwann so bei etwa 30% Akku-Stand war die Reserve auf einmal weg. Und als die Anzeige unter 20% fiel, da befand ich mich auf einmal im negativen Leistungssaldo. Hinzu kam erschwerend, dass jetzt auch noch der Navigator meldete, nur noch 10% Reserve zu haben und sich ständig in eine Modus schaltete, so dass ich kaum noch etwas erkennen konnte (bei 10% Restenergie des Rollers fiel der Navigator dann komplett aus, so dass ich nicht mehr genau sagen konnte, wie viel km noch fehlen und ich eine Zeit lang auch nicht ganz sicher war, wo genau ich mich befand).
Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon längst vermieden, schneller als 60km/h zu fahren, obschon gerade auf dem Rückweg ein großer Teil auf Schnellstraßen stattfand, zu meinem Glück aber extrem wenig befahren, so dass ich zwar nur selten, aber doch immer wieder überholt wurde.
Und schließlich wurde klar: Es würden voraussichtlich 2-3 km fehlen, um bis ans Ziel zu kommen, was besonders bitter war, denn an einer Stelle hatte ich die falsche Abbiegung genommen, war auf eine Schnellstraße gekommen - und genau diese Strecke hatte mich unnötige 1,6 km gekostet...
Was tun? Ich schielte (bereits wieder in urbaner Umgebung zurück) bei einem Halt an einer Ampel auf eine Frau, die vor ihrem Büro im Parterre telefonierte, ob ich sie fragen sollte, den Akku kurz in ihrem Büro aufladen zu dürfen - aber in voller Motorradmontur und zu Zeiten von Covid? Ich traute mich am Ende nicht. Wird schon gut gehen, dachte ich. Vielleicht frag ich ja in meiner Fahrschule nach, an der ich zufällig wenig später vorbeifahren würde, ob ich dort aufladen darf... Als ich dort war (mit nur noch 3%) lag die Fahrschule ganz im Dunkeln bzw. war offenbar geschlossen, keine Chance. Also fuhr ich weiter - inzwischen langsamer als ein Mofa, mit etwa 25-30km/h.
Ungefähr 2,5 km entfernt von zu Hause hatte ich dann die Anzeige 0% - ich rechnete schon damit, mich demnächst dem Gespött aussetzen zu müssen, den Roller zu schieben (oder in voller Montur nach Hause zu joggen, um den Akku mit dem KFZ abzuholen...), aber ich stand ja auch unter Zeitdruck! Also ging es im Schritttempo weiter - zum Glück ganz sachte abschüssig, was dem Roller zu gefallen schien - und mit allerletzter Kraft rollte ich am Ende in den heimischen Carport, wo der Roller üblicherweise steht.
Die letzten 2,5 km etwa habe ich also mit 0% geschafft! Ich denke, ich habe wirklich unverschämtes Glück gehabt und hoffentlich nichts am Akku beschädigt, dadurch, dass ich offenbar die letzte Reserve aufgebraucht habe.
Insgesamt keine besonders angenehme Erfahrung - dabei hätte es eigentlich eine wunderschöne Tour bei traumhaftem Wetter werden können. So bleibt nur das mühsam bestandene Abenteuer in Erinnerung, welches nicht hätte sein müssenmüssen, sowie die Erkenntnis, dass ich bei 5 Grad gerade mal 89 km im Eco-Modus (inkl. Schneckentempo auf den letzten 10km) schaffe.
Und die Frage: Was wäre passiert, wenn ich einfach eine Tankstelle aufgesucht hätte und dort gefragt haben würde, ob ich den Akku aufladen darf?