Horwin EK3 - die ersten 100 Kilometer
Verfasst: Do 15. Sep 2022, 15:30
So, nun ist er da, der Horwin EK3, zugelassen und abgeholt mit 2 vollen Akkus. Die Überführungsfahrt war gleich der erste Härtetest für Gerät und Fahrer - bei wirklich miesen Bedingungen wie Regen, Wind und Lkw auf der Landstraße.
Was kann ich schon sagen? Erstmal mein Profil, Man, Mitte 50 (ja, shit!), gar nicht so zweiradaffin. Ich bin als Jugendlicher ein Puch-Moped gefahren, dann nix und seit 2018 in Ermangelung eines Autos an meinem berufsbedingten Zweitwohnsitz einen kleinen E-Roller. Ich fahre den zum Spaß und ich habe mir auch das Upgrade auf den Horwin EK3 aus Spaß gegönnt - weil ich doch viele Landstraßen um mich rum habe, auf denen ich das Gefühl hatte, ein bisschen zu stören, auch wenn es nur "zum Spaß" geschieht... Wenn es nicht regnet und Anschaffungen unter 2 Kisten Wasser anstehen, nehme ich eigentlich für alles, was anliegt, wenn möglich den Roller (also bisher den kleinen, jetzt den Großen). Ca. 25 Kilometer bis ins Zentrum der nächsten Großstadt.
1. Der Kettensound - oder der des Getriebes, so genau kann ich das nicht beurteilen - ist m. E. grenzwertig. Von dem Gefühl, geräuschlos durch die Gegend zu cruisen, das ich von meinem kleinen 45er-Roller bisher kannte, muss ich mich definitiv verabschieden. Wie viele schon schrieben, nervt das Geräusch vor allem bei Tempo 35 bis 50 km/h, drunter geht's und drüber wird es besser und ohnehin von den Windgeräuschen gefressen. Ich persönlich mag diesen Sound nicht und werde eine Weile zu knabbern haben, um mich dran zu gewöhnen. Ich habe innerorts sogar das Gefühl, ungewöhnlich laut zu sein - statt wie bisher ungewöhnlich leise. Das gefällt mir tatsächlich nicht.
2. Beschleunigung. Wem die nicht ausreicht, sucht kein Fahrzeug für den Alltag, sondern irgendwas Raketenartiges, Bin viel im Modus 2 gefahren, wenn man dann in 3 schaltet, gibt es noch mal einen richtigen Schub. Absolut und vollkommen ausreichend, um in jeder Verkehrssituation auszuweichen oder sie einfach schnell hinter sich zu lassen. Was mir aufgefallen ist: Bei Akkuladung unter 20 Prozent ist m. E. die Beschleunigung im oberen Bereich (ab 80 km/h) deutlich reduziert.
3. Handling und Komfort. Der Roller ist gutmütig, finde ich, kleiner Wendekreis, leicht zu halten. Da kann ich nicht meckern. Ich finde die Sitzposition für mich (1,80 m) sehr bequem, habe ausreichend Platz. Der Sitz ist fest und man rutscht darauf überhaupt nicht, das ist mir sehr positiv aufgefallen.Der Roller hat keinerlei Schnickschnack, der einen ablenken könnte, die paar Knöpfen für Blinker, Hupe, Modus und Licht hat man in 3 Sekunden drauf.
4. Reichweite. Das war witzig. Ich wusste, dass ich eine lange Strecke vor mir habe und habe die Akkuanzeige daher im Blick behalten. Machte mir zwischendrin Sorgen, als ich mich den 50 Prozent näherte ob ich überhaupt 70 km schaffen würde... hatte dabei ganz vergessen, dass sich das ja nur auf Akku 1 bezog, während Akku 2 mit 100 Prozent noch in Reserve war. Also fuhr ich übers Land mit Tempo 60 bis 85 (überwiegend 70 bis 75) km/h den ersten Akku bis auf 1 Prozent runter, kam 55,3 km weit. Mit dem zweiten Akku war ich dann weitere ca. 47 km unterwegs und trudelte mit Rest 18 Prozent zuhause ein. Für mich ist das bei 15 Grad und ordentlichem Gegenwind (auf einem sehr flachen Streckenprofil) bei Regen ausreichend.
5. Geschwindigkeit: Wie ist das Fahrgefühl mit einem Roller, der 95 km/h schafft? Ich sag's, wie's ist - das Tempo flößt mir ungeheuren Respekt ein und ich habe die Maximalgeschwindigkeit nicht ausgereizt. Mal davon abgesehen, dass es zwischendurch heftig regnete und der Wind ordentlich blies, ist alles > 75 km/h kein Spaß mehr, sondern eine echte Herausforderung. Ein Kampf. Ich war froh über Integralhelm, Motorradjacke und Handschuhe, denn mit dieser Klasse von E-Rollern ist man schon anders unterwegs. Ab 75 km/h auf der Landstraße kämpft man mit dem Wind, und jeder Lkw, der einem ähnlich schnell entgegenkommt, wirbelt einen ordentlich durcheinander. Das ist anstrengend, und jeder, der glaubt, so einen Roller zu fahren sei wie mit 'nem 45er, nur ein bisschen schneller, könnte das teuer bezahlen. Nehmt diese Geschwindigkeit ernst! Ich persönlich werde auf einen windstillen Herbsttag und eine leere Landstraße warten, bis ich mich über die 90 km/h wage, wenn überhaupt. Und auf einer Autobahn werdet Ihr mich garantiert nie sehen.
6. Ladegerät: Super ist, dass es auch bei 2 eingesetzten Akkus noch ins Sitzfach passt. Weniger super ist, dass es beim Laden tatsächlich rauscht wie ein Föhn. (Ich heize mit der warmen Abluft aber gerade das Badezimmer, während der Akku lädt, das geht!).
7. Licht. Ist ein ganz wichtiger Faktor, den ich noch nicht testen konnte, weil: draußen hell. Wenn das Wetter sich erholt, checke ich das heute Abend.
8. Rückspiegel: Könnten in der Tat ein bisschen höher sein, wie von etlichen hier angemerkt. Aber anders als etwa damals beim Unu Classic, bei dem die Dinger nach 8,5 km sich selbst aus dem Gewinde gedreht haben, sitzen diese hier fest und vibrieren nicht. Mit ein bisschen intensiverer Einstellarbeit habe ich mich sicher gefühlt bei der „Rücksicht“, ich tausche sie vorerst nicht.
9. Navigation: Hat der Horwin EK3 natürlich nicht und braucht er auch nicht haben, denn Navi hat ja jedes Handy. Also vergesst die Handy-Halterung nicht, denn wenn man versucht (wie ich), Schnellstraßen und Autobahnen zu meiden, dann kommen auch Heimatkundige bei dieser Reichweite ganz schnell an ihre Grenzen, wenn's in der Walachei an der Kreuzung in drei interessante Richtungen geht. Wie haben wir das früher bloß gemacht?
Das sind die ersten Eindrücke. Bis auf die Geräuschkulisse, die man sich mit dem EK3 einhandelt, sind meine Erwartungen mindestens erfüllt. Der Sound ist im Moment doch noch ein kleiner Spaßkiller - und auch wenn ich den EK3 nicht als Spaßgerät, sondern als vollwertiges Fahrzeug betrachte, ist es einfach kein angenehmer Klang für mich als Fahrer. Mal sehen, wie lange ich damit "emotional" zu tun habe.
Fragt gern, wenn Ihr Fragen habt.
Was kann ich schon sagen? Erstmal mein Profil, Man, Mitte 50 (ja, shit!), gar nicht so zweiradaffin. Ich bin als Jugendlicher ein Puch-Moped gefahren, dann nix und seit 2018 in Ermangelung eines Autos an meinem berufsbedingten Zweitwohnsitz einen kleinen E-Roller. Ich fahre den zum Spaß und ich habe mir auch das Upgrade auf den Horwin EK3 aus Spaß gegönnt - weil ich doch viele Landstraßen um mich rum habe, auf denen ich das Gefühl hatte, ein bisschen zu stören, auch wenn es nur "zum Spaß" geschieht... Wenn es nicht regnet und Anschaffungen unter 2 Kisten Wasser anstehen, nehme ich eigentlich für alles, was anliegt, wenn möglich den Roller (also bisher den kleinen, jetzt den Großen). Ca. 25 Kilometer bis ins Zentrum der nächsten Großstadt.
1. Der Kettensound - oder der des Getriebes, so genau kann ich das nicht beurteilen - ist m. E. grenzwertig. Von dem Gefühl, geräuschlos durch die Gegend zu cruisen, das ich von meinem kleinen 45er-Roller bisher kannte, muss ich mich definitiv verabschieden. Wie viele schon schrieben, nervt das Geräusch vor allem bei Tempo 35 bis 50 km/h, drunter geht's und drüber wird es besser und ohnehin von den Windgeräuschen gefressen. Ich persönlich mag diesen Sound nicht und werde eine Weile zu knabbern haben, um mich dran zu gewöhnen. Ich habe innerorts sogar das Gefühl, ungewöhnlich laut zu sein - statt wie bisher ungewöhnlich leise. Das gefällt mir tatsächlich nicht.
2. Beschleunigung. Wem die nicht ausreicht, sucht kein Fahrzeug für den Alltag, sondern irgendwas Raketenartiges, Bin viel im Modus 2 gefahren, wenn man dann in 3 schaltet, gibt es noch mal einen richtigen Schub. Absolut und vollkommen ausreichend, um in jeder Verkehrssituation auszuweichen oder sie einfach schnell hinter sich zu lassen. Was mir aufgefallen ist: Bei Akkuladung unter 20 Prozent ist m. E. die Beschleunigung im oberen Bereich (ab 80 km/h) deutlich reduziert.
3. Handling und Komfort. Der Roller ist gutmütig, finde ich, kleiner Wendekreis, leicht zu halten. Da kann ich nicht meckern. Ich finde die Sitzposition für mich (1,80 m) sehr bequem, habe ausreichend Platz. Der Sitz ist fest und man rutscht darauf überhaupt nicht, das ist mir sehr positiv aufgefallen.Der Roller hat keinerlei Schnickschnack, der einen ablenken könnte, die paar Knöpfen für Blinker, Hupe, Modus und Licht hat man in 3 Sekunden drauf.
4. Reichweite. Das war witzig. Ich wusste, dass ich eine lange Strecke vor mir habe und habe die Akkuanzeige daher im Blick behalten. Machte mir zwischendrin Sorgen, als ich mich den 50 Prozent näherte ob ich überhaupt 70 km schaffen würde... hatte dabei ganz vergessen, dass sich das ja nur auf Akku 1 bezog, während Akku 2 mit 100 Prozent noch in Reserve war. Also fuhr ich übers Land mit Tempo 60 bis 85 (überwiegend 70 bis 75) km/h den ersten Akku bis auf 1 Prozent runter, kam 55,3 km weit. Mit dem zweiten Akku war ich dann weitere ca. 47 km unterwegs und trudelte mit Rest 18 Prozent zuhause ein. Für mich ist das bei 15 Grad und ordentlichem Gegenwind (auf einem sehr flachen Streckenprofil) bei Regen ausreichend.
5. Geschwindigkeit: Wie ist das Fahrgefühl mit einem Roller, der 95 km/h schafft? Ich sag's, wie's ist - das Tempo flößt mir ungeheuren Respekt ein und ich habe die Maximalgeschwindigkeit nicht ausgereizt. Mal davon abgesehen, dass es zwischendurch heftig regnete und der Wind ordentlich blies, ist alles > 75 km/h kein Spaß mehr, sondern eine echte Herausforderung. Ein Kampf. Ich war froh über Integralhelm, Motorradjacke und Handschuhe, denn mit dieser Klasse von E-Rollern ist man schon anders unterwegs. Ab 75 km/h auf der Landstraße kämpft man mit dem Wind, und jeder Lkw, der einem ähnlich schnell entgegenkommt, wirbelt einen ordentlich durcheinander. Das ist anstrengend, und jeder, der glaubt, so einen Roller zu fahren sei wie mit 'nem 45er, nur ein bisschen schneller, könnte das teuer bezahlen. Nehmt diese Geschwindigkeit ernst! Ich persönlich werde auf einen windstillen Herbsttag und eine leere Landstraße warten, bis ich mich über die 90 km/h wage, wenn überhaupt. Und auf einer Autobahn werdet Ihr mich garantiert nie sehen.
6. Ladegerät: Super ist, dass es auch bei 2 eingesetzten Akkus noch ins Sitzfach passt. Weniger super ist, dass es beim Laden tatsächlich rauscht wie ein Föhn. (Ich heize mit der warmen Abluft aber gerade das Badezimmer, während der Akku lädt, das geht!).
7. Licht. Ist ein ganz wichtiger Faktor, den ich noch nicht testen konnte, weil: draußen hell. Wenn das Wetter sich erholt, checke ich das heute Abend.
8. Rückspiegel: Könnten in der Tat ein bisschen höher sein, wie von etlichen hier angemerkt. Aber anders als etwa damals beim Unu Classic, bei dem die Dinger nach 8,5 km sich selbst aus dem Gewinde gedreht haben, sitzen diese hier fest und vibrieren nicht. Mit ein bisschen intensiverer Einstellarbeit habe ich mich sicher gefühlt bei der „Rücksicht“, ich tausche sie vorerst nicht.
9. Navigation: Hat der Horwin EK3 natürlich nicht und braucht er auch nicht haben, denn Navi hat ja jedes Handy. Also vergesst die Handy-Halterung nicht, denn wenn man versucht (wie ich), Schnellstraßen und Autobahnen zu meiden, dann kommen auch Heimatkundige bei dieser Reichweite ganz schnell an ihre Grenzen, wenn's in der Walachei an der Kreuzung in drei interessante Richtungen geht. Wie haben wir das früher bloß gemacht?
Das sind die ersten Eindrücke. Bis auf die Geräuschkulisse, die man sich mit dem EK3 einhandelt, sind meine Erwartungen mindestens erfüllt. Der Sound ist im Moment doch noch ein kleiner Spaßkiller - und auch wenn ich den EK3 nicht als Spaßgerät, sondern als vollwertiges Fahrzeug betrachte, ist es einfach kein angenehmer Klang für mich als Fahrer. Mal sehen, wie lange ich damit "emotional" zu tun habe.
Fragt gern, wenn Ihr Fragen habt.