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Chinaböller (LiFePos)

Verfasst: Sa 11. Dez 2010, 01:22
von quax
Moin,

da hat offenbar jemand ganz schlechte Erfahrungen gemacht:
http://cgi.ebay.de/It-happens-vpower-48 ... 20b5be6e96

Freundlichst
Friwi

PS: habe nix mit dem geschädigten eBayer zu tun...

Re: Chinaböller (LiFePos)

Verfasst: Sa 11. Dez 2010, 12:36
von Haro
Habe den Kollegen schon über die Bucht eingeladen, sich hier im Forum zu beteiligen. Wer auch ein Bucht-Konto hat, möge ihn bitte auch einladen. Damit er auch wirklich hier reinschaut. Seine Erfahrungen sind wohl für viele hier, insbesondere die Blei-auf-LiPo -Umrüster, interessant.

Re: Chinaböller (LiFePos)

Verfasst: Sa 11. Dez 2010, 18:18
von STW
3KWh LiFePo4 für $1140? Da hätte mich schon der Preis nachdenklich gestimmt. Dann stellt sich die Frage, ob und was für ein BMS verbaut war.
Das zeigt mal wieder recht deutlich, dass man Akkupacks aus unbekannten Quellen mit scheinbar günstigem Preis meiden sollte wie der Vampir die Silberkugel. Akkupacks für unsere Roller und in der Größenordnung kauft man als große Zelle, und nicht als zusammengetapte Tütenakkus. Da muß sich nur einer blähen, und die miesesten Folgen tun sich auf.

Trotzdem mein Beileid zu dem abgefacktelten Roller.

Re: Chinaböller (LiFePos)

Verfasst: Mo 13. Dez 2010, 15:42
von Haro
Der Kollege hat mir folgende Fotos gemailt, mit der Erlaubnis, sie hier im Forum zu veröffentlichen:
2.JPG
4.JPG

Re: Chinaböller (LiFePos)

Verfasst: Mo 13. Dez 2010, 19:33
von MEroller
Schade um den schönen Roller, und was sonst noch alles in dieser Garage war... Echt Schei3e :!: :evil:

Re: Chinaböller (LiFePos)

Verfasst: Di 14. Dez 2010, 14:35
von Haro
Akkupack, vorm Brand:
Akkupack vorher.JPG
Ich habe den Kollegen gefragt: "Soll ich für Sie Ihre Mail oder ein anderes Statement, welches Sie noch schreiben werden, ins Forum stellen?" Seine Antwort: "Meine Mail"
Das wäre also folgende:

Hallo,

hierbei handelt es sich um einen China-Roller, welches die Firma Vespino in der Schweiz importiert hat.

Mein Freund hat in China fü die Frima ein Werk aufgebaut.

Der Roller war als Moped getdrosselt. Ohne Drossel und mit 60 Volt lief er 75 km.

3kw Motor

Privat vom Freund gekauft und die Batterien 60V 50AH inklusive BMS und Ladegerät für 1000,- € aus Kong Kong über ebay bestellt. Dies waren günstige LIonen Akkus und der Verkäufer hatte nur beste Bewertungen. Meine Bewertung wurde von ebay geläuscht. Der Käuferschutz wurde von paypal abgelehnt. Ich konnte das Geld zurückholen und werde angemahnt von Paypal. Deren Anwalt überleg gerade, ob er gegen mich klagen soll. Ich bin gespannt. Der Klage werde ich mich stellen.

Ich stellte den Roller in der Garage ab und als ich 4 Stunden später reinging, war alles vorbei. Das Feuer muss erstickt sein.

Die Ursache, war dass die Chinesen eine Zelle in der Batterie falsch gepolt hatten und im Ladevorgang hat diese sich tiefentladen und entzündet. Ich hätte es merken müssen, da die Batterie nur 56 V bei meiner Messung hatten.

Es waren drei Gutachter hier. Hausrat-, Gebäude- und Rollerversicherung. Die Gehäuse und Drähte sind geschmolzen, Sie können nichts mehr sehen. Anhand des Batteriefotos erkennen Sie, dass nur eine Zelle vollständig abgebrannt ist. Das war die, welche falsch eingepolt war.

Meinem Freund ist mal eine Thunderskybatterie aus shanghai als er dem Berg hochfuhr abgebrannt. Das war die selbe Ursache.

Meine Empfehlung jede Batterie vor dem Einbau einem Stresstest unterziehen. Laden und entladen mit einem Spannungswabdler von 220 V.
Gruß
W.

Re: Chinaböller (LiFePos)

Verfasst: Di 14. Dez 2010, 20:14
von STW
Dem Tip, vor dem Einbau einen Akku, möglichst pro Zelle, zu überprüfen, kann ich mich nur anschließen. Nun zu den Details, die auffällig sind:
- die fliegende Verkabelung gefällt mir nicht gerade. Bei so einer Verkabelung lasse ich bei den ersten Ladevorgängen den Roller nicht aus den Augen und sehe zu, dass ich das spätestens nach dem ersten Test auf einer soliden Grundlage aufbaue. So ein Foto würde ich nicht den Sachverständigen der Versicherungen zeigen ...
- die Zellen scheinen kleinere Rundzellen zu sein. Erst einmal ist die Tape-Verpackung da recht sinnfrei, außer einen Schutz gegen äußere Einflüsse zu bieten. Dann kommt das Problem hinzu, dass bei vielen Zellen der Einfluß der menschlichen Fehlermöglichkeiten beim Zusammenbau kräftig zunimmt
- wenn das BMS einigermaßen sinnvoll wäre, dann hätte es einen 0V-Zustand erkennen müssen. Mindestens die Entladeseite gehört da abgeklemmt, die mir bekannten chinesischen Standardschaltungen klemmen aber auch den Ladeeingang ab. Ausnahme: reine Balancerlösungen. Die Verkabelung deutet aber an, dass wohl ein BMS mit Stromkreistrennung verbaut gewesen sein sollte. Neben dem Zellenfehler wäre von daher auch noch ein zeitgleich vorliegender BMS-Fehler notwendig gewesen.
- 56V: der heilen Lehre nach hätten die Zellen als 20s verbaut sein müssen. Das sollte bei leeren Batterien eine Spannung deutlich über 60V auswerfen, bei ca. 50% Vorbefüllung durch den Hersteller hätte ich mit mindestens 20*3.2V, also 64V, kalkuliert. Der 56V-Wert ist daher entweder zweifelhaft oder deutet darauf hin, dass mindestens ein weiteres Zellpaket defekt war. Alternativ: der Pack ist nur als 18s oder 19s aufgebaut gewesen.

Jetzt zur Thundersky-Zelle: die war dann aber mindestens falsch herum eingebaut. Die Thunderskys bestehen aus Tüten, wäre nur eine Tüte verkehrt herum gepolt, dann ginge die Zelle auf 0V / 0 Ohm. Das sollte schon beim ersten Ladevorgang für Irritationen sorgen, weil das Ladegerät (auch ohne Balancer) deutlich zu früh abschaltet. Weiterhin wäre das die erste LiFePo4-Zelle von Thundersky, die in den Foren -soweit ich sie kenne- als Ausgangspunkt eines Brandes herhalten muß. Bei den anderen Chemien von Thundersky ist sowas eher wahrscheinlich.

Die Reaktion der Versicherungen dürfte spannend werden. Wir haben einen chinesischen Akkupack, dem sämtliche Prüfmerkmale fehlen dürften. Dazu die Frage, ob derjenige, der den Pack im Roller eingebaut hatte, über die notwendige Qualifikation verfügt. Allein die Frage nach dem UN-Transportation - Zertifikat für die Zellen bzw. den zusammengeschusterten Zellenpack wäre spannend und könnte dazu führen, dass die Versicherungen nur grinsend mit der Schulter zucken. Die Tape-Verkabelung kommt dann noch hinzu. Der Brandherd lag unter bzw. bei der einen fliegenden Verkabelung aus 3-5 roten Kabeln.

Für die Nichtelektriker, die auch mal Akkus basteln wollen, ein Hinweis: der Energiegehalt des 60V/50Ah - Packs entspricht dem, was eine 100W-Glühbirne in 30 Stunden an Energie verbrät bzw. zu 90% in Wärme umsetzt, alternativ ca. 2 Stunden Wäschetrocknerbetrieb. Bei einem Kurzschluß heißt das, dass die Energie in wenigen Sekunden bis Minuten verbraten werden will. Das geht nur unter Enwicklung heftiger Rauchzeichen.

Re: Chinaböller (LiFePos)

Verfasst: Di 14. Dez 2010, 23:51
von quax
Moin STW,

zur Spannungsberechnung: wenn eine Zelle falsch gepolt war, dann muss man deren Spannung zweimal von der Akkuspannung abziehen, da einmal Ihre Spannung in der Reihe fehlt, und zusätzlich durch Polungstausch ihre Spannung der Gesamtspannung entgegenwirkt. Also sind 56-58V doch bei Fehlpolung einer Zelle möglich...

Freundlichst
Friwi

Re: Chinaböller (LiFePos)

Verfasst: Mi 15. Dez 2010, 08:15
von STW
Dann müssen wir erst einmal klären, ob eine Zelle oder ein Verbund aus mehreren parallel geschalteten Zellen verpolt ist.
Die Fotos zeigen viele kleine Rundzellen. Um die Kapazität von 50Ah zu erreichen, müssen mehrere von denen parallel geschaltet sein.
Wird innerhalb eines solchen Verbundes eine Zelle verkehrt herum eingebaut, dann entladen sich die Zellen gegeneinander. Die verpolte geht auf 0V / 0 Ohm, und damit ist der Verbund, bis er beim Kunden ankommt, auf 0V (und sicherlich auch auf 0 Ohm). Bereits jetzt hätte das BMS den Ladevorgang verhindern müssen.

Ist allerdings der ganze Verbund verkehrt herum eingebaut in einer seriellen Verschaltung, dann muß man die Spannung 2 mal abziehen. Dann würde das aber bedeuten:
- der Hersteller hat nicht die geringste QS vorgenommen (und das bei den vielen positiven Bewertungen ?). Das BMS hätte bei ihm sofort anspringen müssen, und das Voltmeter signalisieren müssen, dass die Gesamtspannung bei weitem nicht stimmt. Immerhin sprechen wir von ca. 10% Abweichung zur Sollspannung
- und spätestens beim Kunden hätte der Ladevorgang nicht erfolgreich sein dürfen, weil das BMS den nicht hätte zulassen dürfen. (Wenn man das BMS umgeht, kann man aber trotzdem einen Ladeversuch unternehmen. Worauf deutet wohl der wilde Kabelverhau hin ?)

Von daher neige ich insgesamt zu der Auffassung, dass wir nicht all Fakten kennen. Immerhin hat das "Brandopfer" ja vorher die geringe Spannung festgestellt. Man könnte zur Annahme neigen, dass die Ladeverkabelung "angepaßt" (= Umgehung des BMS) wurde, um überhaupt einen Ladevorgang zu ermöglichen.

Re: Chinaböller (LiFePos)

Verfasst: Mi 15. Dez 2010, 10:22
von quax
Kann mir kaum vorstellen, dass der glühende Verbinder einer Zelle, die im Parallel-Verbund falch gepolt eingelötet wird, der "Fachlötkraft" nicht auffällt. Dieses Zenario halte ich für eher unwahrscheinlich...

FF