Ich bin seit Neustem auch elektrisch unterwegs. Da mir der Bericht über die Wartung der Silence S02 nach 100.000km und die Rangliste mit den Laufleistungen hier im Forum im Kopf geblieben sind, dachte ich mir, dass 100.000km sicher ein wünschenswertes Ziel für den Roller ist. Außerdem wollte ich gerne meine Erfahrungen irgendwo festhalten und hier scheint mir ein geeigneter Ort zu sein. Mir ist klar, dass mein Vorhaben nicht nur Ausdauer des Zweirades bedarf, auch ich muss dies durchhalten und oben drein hoffe ich auch, dass dieses Forum und überhaupt das Internet bestehen bleibt, bis ich das Ziel erreicht habe.
Was bisher geschah:
Auf den Silence S01 (Seat Mó) bin ich anfangs gekommen, weil er in einem Test, des ADAC am besten Abgeschnitten hatte. Mein erster Gedanke war eher der Art: "Warum müssen E-Roller alle entweder aussehen, als ob sie noch von Opa sind oder futuristisch wie Raumschiffe?" der S01 gehörte für mich dann eher in die letzte Kategorie. Er blieb mir aber im Kopf und drehte seit dem dort seine Runden. In den darauf folgenden Wochen entdeckte ich bei meinen Recherchen dieses Forum. Ich hatte jetzt ein gutes halbes Jahr mal hier, mal da gelesen und mir ein gutes Bild der Produktpalette an elektrischen Zweirädern gemacht. Für mich stand fest, der Kymco Super8, den ich gebraucht vor 5 Jahren erstanden hatte, war mir mit seinen 45Km/h zu langsam geworden. Seit meinem Umzug aus der Großstadt in den ländlicheren Raum, war ich damit ein Verkehrshindernis geworden. Es musste also was schnelleres her. Mein Motorisiertes Zweirad brauche ich hauptsächlich für drei Aufgaben. Wenn es schlechtes Wetter gibt, will ich damit zur Arbeit (10KM) und einkaufen (8km) aber auch am Wochenende mal Freunde oder die Eltern besuchen, was auch schon mal 30km sind. Reichweiten-technisch wollte ich mich nicht verschlechtern, also 100-120km sollten es schon sein. Auf meinen Fahrten habe ich häufiger einiges zu transportieren, weshalb es für mich nie genug Stauraum geben kann. Alle drei Kriterien hakt der Silence ab und mittlerweile hatte ich auch gefallen an dem Aussehen gefunden. So machte ich mich daran, den B-Führerschein um die Nummer 196 zu erweitern.
Eine Fahrschule war schnell gefunden, die Theorie an einem Wochenende durchgekaut. Es ging an die Praxis: Eine KTM Duke war das Gefährt meiner Wahl. Ich hätte auch einem Automatik-Roller haben können, aber ich dachte mir, wenn ich schon die Gelegenheit bekomme ein Schaltmotorrad zu fahren, dann mache ich das auch... Ich bin meinem Fahrlehrer immer noch dankbar, dass er mich nicht hat spüren lassen, wie dämlich ich mich in der ersten Stunde mit der Kupplung angestellt haben muss. Die Entscheidung habe ich aber bisher nicht bereut. Außerdem kann ich jetzt verstehen, was Motorradfahrer an ihren Zweirädern so gut finden. Es ist wirklich eine ganz anderen Klasse, ein 125er Motorrad zu bewegen, als einen 50er Roller. In jeder Hinsicht.
Als Nächstes hieß es warten. Dank der allgegenwärtigen Pandemie musste der Antrag für den neuen Führerschein per Post ans Straßenverkehrsamt. Darüber hinaus sorgte die gerade angelaufene Führerschein Tauschaktion: "Lappen gegen Karte" dafür, dass die Ämter genug zu tun hatten. Letzte Woche war dann auch endlich der vorläufige Schein im Briefkasten und ich konnte mich nach Feierabend mit dem altern Zweirad auf den Weg zur Probefahrt begeben.
Als Ingenieur habe ich ein gewisses Mitgefühl für die Technik entwickelt, die uns den Alltag erleichtert. Manchmal habe ich sogar den Eindruck, dass mein Roller ein Eigenleben hat. Dass er an manchen Tagen keine Lust hat mich morgens zur Arbeit zu schleppen, oder den Einkauf zu tragen, an anderen Tagen aber voller Tatendrang sogar 2-3 km/h schneller fährt als sonst. An diesem Tag, wusste mein Zweitakter scheinbar worauf die Fahrt hinaus laufen würden. Er stieg jedenfalls einfach aus. Mitten in der Statt, wollte er einfach nicht mehr weiter, Motor aus, Ende. Es war zum Glück nur noch ein guter Kilometer bis zum Seat-Händler, den sich der Roller auch gnädiger Weise schieben ließ. So böse war er dann scheinbar doch nicht.
Dank diverser Forums-Beiträge war die Probefahrt sehr produktiv. Ich hatte eine Liste von Dingen auf die ich unbedingt achten wollte:
- Wackeliger Gasgriff? Vorhanden!
- Unwucht in den Reifen? Gering, aber spürbar.
- Maximale Beschleunigung und Rekuperation im Sport-Modus? Oh ja.
- Abweichung von Tacho- und realer Geschwindigkeit? Entweder fahren alle in der Stadt 60 oder auch hier ist was nicht ganz in Ordnung.
- Lenkkopflager? Gefettet ist besser als gerostet.
Jetzt hatte ich jedoch immer noch das Problem, das ich mit einem kaputten Roller nicht weit komme. Die 22km bis nach Hause konnte ich schlecht schieben und die Werkstatt, die sich sonst um die größeren Wehwehchen kümmerte war auch schon zu. An dieser Stelle möchte ich mich zum bestimmt 500sten Male bei dem netten Mitarbeiter des Autohauses bedanken, der mir wirklich den Tag gerettet hatte. Er bot nicht nur an, den Roller in der Werkstatt unterzustellen, er war sogar bereit, mich nach Hause zu bringen, da er nicht weit von mir wohnt. Natürlich nahm ich an. Es ist schön, dass es so hilfreiche Menschen gibt. Der Kymco wurde dann von einem Abschleppdienst zu mir nach Hause gebracht. Somit hatte sich die Mitgliedschaft im ACE auch bezahlt gemacht.
Letzten Freitag konnte ich den Mó dann endlich abholen. Er war zugelassen und hatte ein Wunschkennzeichen mit -E-. Die Heimfahrt war wunderbar. Ich hatte das erste Neu-Fahrzeug in meinem Leben gekauft. Die Tatsache, das ich einfach frei mit den Autos mit schwimmen konnte, ich nicht ständig überholt wurde und an jeder Ampel als erstes weg war, brachte mich immer wieder zum Grinsen. Als ich zu Hause ankam, hatte ich den Eindruck, dass mein Super8 traurig war. Genau konnte ich das aber nicht beurteilen, da er unter seiner Plane war. Am Wochenende werde ich mich mal um ihn kümmern. Ich vermute, dass der Variomatik-Riemen gerissen ist. Ein neuer ist bereits auf dem Weg, genau so, wie diverse Dinge für den Seat, aber das kommt im nächsten Post.