Erfahrungen mit Tinbot F10

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Qrider
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Erfahrungen mit Tinbot F10

Beitrag von Qrider »

Hallo Gemeinde,
ich bin hier der Neue, daher eine kurze Vorstellung:
Ich habe die 60 hinter mir gelassen und fahre seit meinem 18. Geburtstag irgenwelche Motorräder. Ich denke so an die 150 bis 200 tsdkm habe ich auf 2 Rädern zurück gelegt. Leider kann ich meine BMW aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr bewegen oder besser generell keine größeren Strecken mehr fahren. Da mein Büro aber nicht allzuweit von zuhause entfernt ist (22km durch die Wetterau) und das Benzin teuer ist, habe ich mir für die schöne Jahreszeit den F10 gegönnt.
Nun zu den Erfahrungen:

Gasgriff
Ich kann die hier im Forum genannten Eigenschaften voll bestätigen. Die Regeleigenschaften sind, auch für jemanden der 170 PS Motorräder gefahren ist, gewöhnungsbedürftig. An manchen Stellen, wir hier auch berichtet sogar gefährlich, da in angebremsten Kurven beim lösen der Bremse plötzlich die volle Leistung anstehen kann. Es gibt noch eine sehr gewöhnungsbedürftige Eigenschaft. Bei leichtem Zug am Bremshebel rekuperiert der Motor zunächst, nur wenn man stärker "zieht" bremst auch die Scheibenbremse. Das Rekuperieren dauert aber nur kurze Zeit (geschätzt eine Minute), dann schaltet es ab. Das bedeutet wiederum in einer angebremsten Kurve, mit ein bißchen Pech ist in der Kurve plötzlich die Bremswirkung weg. Das ist für einen Ungeübten eine echte Schrecksekunde.

Akku
Ich halte die Angaben über die Reichweite für dezent übertrieben. Nach einer Strecke von 28 km (Berg und Tal, Landstraße, Sonnenschein, Fahrer ca 100kg) erreicht der Roller keine Endgeschwindigkeit mehr. Das Display zeigt 55% Restleistung und noch viele Kilometer an. Die LEDs am Akku sind bis auf eine aus. Ladezeit bis 100% 4,5h. Ich glaube nicht das ich damit wieder nach Hause gekommen wäre.....
Dies ist übrigens der zweite Akku. Der erste war nach 2 Monaten tot. Ich vermute interne Kontaktunterbrechungen. Er ließ sich nicht laden und der Roller fuhr nicht.

Display
Das Display lässt sich nicht in der Helligkeit regeln, zeigt wiedersprüchliche Werte für Restkapazität und Reichweite. Es gibt keine Uhr. Die Gesmtkilometer werden nur beim Einschalten kurz angezeigt. Mein Display zeigt während der Fahrt plötzlich mal 108kmh an oder 68 (bergauf...)
Es würde mich daher interessieren ob die "gesammelten" Kilometer überhaupt stimmen....

Scheinwerfer
Yep, der Hauptscheinwerfer ist keiner, da er sich nicht einstellen lässt. In der vorgegebenen Position kann man bestenfalls der Krötenwanderung zusehen. Im Dunkeln fahren - No way! Jedenfalls nicht im Taunus und der Wetterau. Das Licht lässt sich nicht abschalten - es gibt keinen Schalter. Bremslicht und Rücklicht ist ganz hübsch, auch die LED Blinker gefallen.
Ergänzung: Ich werde versuchen einen Adapterring herzustellen, der einen anderen Winkel erzeugt.

Felge, Reifen
Der montiert Chinesenreifen war nach 25 km platt. Ein Aststückchen, von der Fahrbahn aufgesammelt, hat die Decke mittig durchstochen.
Achtung jetzt wirds lustig: Reifenwechsel bei einem elend schweren Nabenmotor an dem das Anschlußkabel herumbaumelt. Es lässt sich nicht entfernen! Die Felge passt auf keine Reifenmaschine. Der Reifen muß von Hand mit Montiereisen gewechselt werden. Schon mal gemacht? Ich glaube ich habe 2 kg abgenommen........ Wer eine bessere Lösung weiß, ist herzlich willkommen!!

Scheibenbremse
Die hintere Scheibenbremse rubbelt und macht Geräusche. Die Bremswirkung ist aber gut. Auch vorne gute Bremswirkung!

Steuerkopflager
Vor kurzem habe ich den F10 einer kleinen "Inspektion" unterzogen. Da gibt es ja nicht viel zu tun. Gehen die Lichter? Stimmt der Reifendruck?
Fährt und bremst er? Lenkt es richtig? Oh Moment... Das fühlt sich schwergängig an... Ok ich habe den Roller vorn angehoben und die Gabel langsam von Anschlag zu Anschlag gedreht. So wie es der Mann im grauen Kittel beim Tüv auch tut. Siehe da, das Gabellager rastet in der Mittelstellung ein.
Ich habe jetzt den Roller zerlegt (Front, Teile der Karosserie, Handschuhfach, Vorderrad, Kotflügel etc. etc.abgebaut). Dann den Lenker mit allen Hebeln, Kabeln , Schaltern, etc abgenommen und am Roller festgebunden. Jetzt ist das Lager und die Verschraubung zugänglich.Die Verschraubung besteht aus (Achtung aufgepasst) einer 32mm und einer 45mm Achtkantmutter die miteinander gekontert sind. Und zwar brachial! Ich habe das bisher mit gängigen Mitteln (allein mit 2 Gabelschlüsseln) nicht lösen können. Das Gabellager ist definitiv zu stramm eingestellt und die Verschraubung unnötig fest angezogen. Möglicherweise muß das Lager gewechselt werden, das sehe ich aber erst wenn es ausgebaut ist.
Ich werde weiter berichten.

Bisheriges Fazit:
Um mal was Positives zu schreiben: Ich fahre richtig gerne damit. Mein Sohn auch. DerRoller zieht ordentlich los, die Sitzposition ist gut.
Meiner Meinung nach ist er auch echt hübsch. Halt so wie man sich einen Roller so vorstellt. Ich habe bisher 2500 km abgespult, die wirklich Spaß gemacht haben. man muß auch so ein bisschen überlegen was man da kauft. Ein Fahrzeug dessen Akku und Motor ca zwei Drittel des Anschaffungspreises ausmachen. Das ganze kommt aus China... Was will man erwarten. Ich vermute mal, wenn der Akku tot ist , gibt es die Firma schon nicht mehr und man muß suchen wo man einen herbekommt.
Trotzdem, das Ding macht Spaß und ich würde ihn wieder kaufen.

So das wars vorerst. Ich melde mich wieder, wenn ich das Gabellager repariert habe.

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didithekid
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Re: Erfahrungen mit Tinbot F10

Beitrag von didithekid »

Hallo Qrider und willkommen im Forum,

das Problem mit dem Gas-Ruck nach langsamer Kurvenfahrt liegt auch am Umsteigen eines Motorradfahrers auf auf einen E-Roller. Die Gewohnheit in der Kurve die Finger der "Kupplungshand" auf dem linken Bremshelbel lasten zu lassen, während die rechte Hand am Gasgriff dreht, führt dazu, dass immer mehr am "Gas" gedreht wird; zunächst aber ohne Reaktion des Motors. Erst wenn der Bremsgriff links freigegeben ist, wird die Motorsperre beseitigt und der Motor (dann ggf. schon auf Vollgas) zugeschaltet.
Die Mikroschalter an jedem der Bremsgriffe sind ja hier nicht ausschließlich für die Bremslichtfunktion zuständig, sondern auch für das Einschalten der Motor-Sperre bzw. hier der Motorbremse mit Rekuperation. Allerdings rekuperiert so ein Roller nur dann Strom in den Akku, wenn dessen Spannung niedrig genug isr. Steigt dessen Spannung im Rekuperationsvorgang über ein Limit, schaltet die Reku ab.
Das wir auch hier der Effekt gewesen sein.

Wenn jetzt ein vernünftiger Hinterreifen montiert ist, sollte beim 45 km/h-Roller die nächsten 10-20.000 km Ruhe sein.
Andere E-Roller mit Kettenantrieb ermöglichen einfacheren Hinterreifenwechsel. Die Radnabenmotoren sind aber effizienter und ohne notwendige Kettenpflege auch für ehemalige Q-Rider geeignet ;)
Lenkkopflager aus japanischer Produktion und korrekt eingestellt halten auch lange.
Wenn die Akkus nicht direkt im ersten Jahr (aufgrund Produktionsmängel) ausfallen, halten die oft länger als die Mechanik.

Viele Grüße
Didi
Zuletzt geändert von didithekid am Mi 7. Jun 2023, 22:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Erfahrungen mit Tinbot F10

Beitrag von Qrider »

Hi Didi,
lieben Dank für deine Kommentare. Ich bin ganz bei Dir, ein Nabenmotor hat definitiv seine Vorteile was Wartungsfreiheit, fehlende Antriebsteile und Effizienz betrifft. Das kann man nicht weg diskutieren. Ich habe mir das nur vorher mit dem Reifenwechsel nicht klar gemacht. Und dann war es echt anstrengend. Auch mit dem Akku gebe ich Dir Recht. Das muß wohl ein Fertigungsfehler gewesen sein.
Wir werden sehen wie das mit Steuerkopflager ausgeht. Heute sind die passenden Werkzeuge gekommen, um die 2 Achtkantmuttern zu öffnen.
Am Wochenende weiß ich mehr....

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RaWe
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Re: Erfahrungen mit Tinbot F10

Beitrag von RaWe »

Ich fahre den Tinbot F80 und kann zu der Gasannahme nix negatives sagen. Läßt sich sehr gefühlvoll dosieren.
Reku hat das Teil wohl nicht, habe jedenfalls noch nix bemerkt.
Aber Bremsenrubbeln scheint bei Chinakrachern wohl alltäglich zu sein :-(
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Qrider
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Re: Erfahrungen mit Tinbot F10

Beitrag von Qrider »

Soo, ich hatte ja versprochen zu berichten. Das Rollerchen fährt wieder.
Ich habe mir allerdings für das Öffnen des Steuerkopflagers Werkzeug bestellen müssen. Für die Achtkantmuttern gab es tatsächlich nur Gabelschlüssel.
Mit diesen habe ich es dann versucht und bin kläglich gescheitert. Die Verschraubung war so fest angezogen, daß sich der Gabelschlüssel aufgebogen und die Kanten der Mutter verabschiedet haben. Jetzt weiß ich auch warum da 8 Ecken dran sind... :lol: :D
Ich habe also ein Flacheisen zugeschnitten und das Maul des Gabelschlüssels zugeschweisst. So hatte ich immerhin 3 greifende Flächen.
Zu zweit und mit diesem Schlüssel und einem großen Hammer haben wir die Muttern dann trennen können.
Gottseidank waren die Lager noch nicht beschädigt. Ich habe die Mutter restauriert. Das Lager war fettfrei :lol:
Da gab es nicht viel zu putzen. Leider ist die große Mutter ja auch geichzeitig Lagerschale. Eine Fehlkonstruktion wie sich herausstellt. Stellt man das Lager ein und kontert dann mit der kleinen Mutter, blockiert gleich das ganze Lager. Beim Kontern erzeugt die kleine Mutter soviel Druck, das die Lagerschale nachgibt. Da die Lagerschale aus einer Butter/Käse Legierung gemacht ist, gibt sie nach. Kurzum, nach ca 25 Min Try n Eror, hatte ich dann die Einstellung gefunden.
Der Rest war nur noch Zusammenbau und verlief ohne Zwischenfälle.
Jetzt schnurrt er wieder. Hoffentlich muß ich da nie wieder dran.....

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